Das Reisetagebuch vom Horn von Afrika 2014

 

13. März 2014. 17:44 Ortszeit. Embasoira Hamasien Hotel, Asmara / Eritrea

Jenseits von Afrika: 01 - Die Ankunft
 
Hallo

Ich bin glücklich heute Nacht um 3:30 gelandet und im Hotel von meinen Mitreisenden mit eritreischem Rotwein begrüßt worden. Nun ja, die Geste war nett, der Wein eher weniger. Nach 2 h Schlaf ging es auch schon los, Asmara zu erkunden. Ich habe von Eritrea viel im netz gelesen, beschrieben wird er oft als "worst place ever". Und was ich von Asmara heute gesehen habe, hat mich wirklich überrascht. Eine ruhige Stadt mit überaus zuvorkommenden, netten Einwohnern. Und das Wetter hat mit sommerlichen Temperaturen auch mitgespielt. Mich hat Asmara mit seinen Einwohnern willkommen aufgenommen.

Man kann sich hier frei bewegen und fühlt sich jederzeit sicher. Selbst der Verkehr läuft gemächlich und die Fußgänger können gefahrlos über die Straßen laufen. So gab es einen kleinen Stadtrundgang und wurde abgeschlossen mit Kitcha fit fit, einem eritreischen Brotgericht in der landestypischen Schärfe. Und verdammt, landestypische Schärfe bedeutet nicht europäisch scharf. Da bekomme ich morgen noch mal meine Freude.

Derzeit zolle ich dem Schlafmangel Tribut und spanne im Hotel aus, einem Gebäude der Kolonialzeit, welches nun ja, schon bessere Zeiten gesehen hat. Wer den Film "Hotel Ruanda" gesehen hat, weiß, was ich meine ;-)

Heute Abend werden wir uns in der Hotelbar noch den heimischen Getränken widmen, bevor es morgen in einer tagestour an die Küste geht und anschließend mit dem Flieger über Jemen nach Dschibuti.

Hakuna matata

Dirk

P.S.: Das Bier aus Asmara ist auch lecker...
 

 

16. März 2014. 10:04 Ortszeit. Djibouti International Airport / Djibouti

Jenseits von Afrika: 02 - Sleepless in Sanaa
 
Salam, 
 
Erst einmal sorry. Das eritreische Netz ist noch schlechter als bei O2, irgendwie ist die email hängengeblieben und hat sich ungewollt mehrmals versendet. 
 
Mittlerweile haben wir Eritrea verlassen und hängen im Jemen fest, aber dazu später mehr... 
 
Gestern sind wir mit einem local guide in die Hafenstadt Massawa gefahren und konnten bei der mehrstündigen Fahrt einen großen Eindruck von Eritrea gewinnen. Das Land selber bietet keine "must-have" Höhepunkte, aber auch keinen Starbucks, keinen McDonalds, keinen Burger King, keinen Bullshit! Dafür atemberaubende Landschaft, unverfälschte Natur, herzliche Menschen und eine gewisse Ruhe. Auch Militär und Polizei treten kaum in Erscheinung. 
 
Man hat zudem den Eindruck, die Menschen hier sind den ganzen Tag am fegen, die Kehrwoche hat definitiv hier ihren Ursprung und nicht im Schwabenlande. Selbst die ärmeren Viertel sind gepflegt. Eritrea ist ein armes Land, aber die Menschen haben sich trotz ihrer gravierenden Armut eine Offenheit und Herzlichkeit bewahrt, die jedoch nie aufdringlich war und nachdenklich macht über den stets nörgelnden Deutschen... Es ist allerorten gepflegt und es bricht nie Hektik aus. Wir mögen die Uhren erfunden haben, hier wurde die Zeit erfunden.
 
 Allerdings herrscht hier doch eine gewisse Bürokratie. Um ins Landesinnere zu fahren, benötigt man ein weiteres Visum, welches von der Tourismusbehörde vor Ort ausgestellt wird. Aber hier kommt wieder das Thema Zeit vs Uhr zum Tragen, denn die angegebenen Öffnungszeiten sind dann doch nur Näherungswerte und so mussten wir diese Tour um einen Tag verschieben. 
 
Die Strecke nach Massawa ging dann über Serpentinen und wir sahen alle Facetten dieses Landes. Den grünen Gürtel, den Dschungel, die Wüste und das Rote Meer. Die Straße kreuzten immer wieder Kühe, Ziegen, Pavianaffen und andere Tiere. Massawa selber ist eine kleine Hafenstadt, die in den letzten hundert Jahren immer wieder Schauplatz von Kriegen war. So ist die Altstadt immer noch zerstört und wird erst wieder ab 2005 aufgebaut. Die Zerstörung ist aber noch überall sichtbar. 
 
Wer einen entspannten Urlaub mit atemberaubender Landschaft sehen will, für den ist Eritrea das perfekte Reiseziel. Eritrea selber wirbt mit "drei Jahreszeiten in zwei Stunden". Und das ist nicht gelogen, auf unserer Fahrt wechselte es fast minütlich zwischen Frühling, Sommer und Herbst. Nur für Schnee ist es hier dann doch zu warm. 
 
Mir ist bewusst, dass es verwirrend klingen mag, so etwas über Eritrea zu lesen, da in der Öffentlichkeit ein anderes Bild von diesem Land gezeichnet wird, aber meine Eindrücke waren durchweg positiv und Herr Steinmeier muss mir mal bei einem Glas Rotwein erklären, warum das Auswärtige Amt für Eritrea eine uneingeschränkte Reisewarnung ausgesprochen hat. Naja, vielleicht nicht gerade mit einem eritreischen Rotwein. Denn trotz italienischer Kolonialzeit, Rotwein ist nicht die hiesige Domäne, dann doch lieber bei einem Asmara Lager Bier. 
 
Am Abend ging es dann weiter nach Dschibuti. Sollte es zumindest...
 
 Aufgrund mangelnder interner Kommunikation hatten wir noch ca. 280 US Dollar in eritreischer Währung in unserer Kriegskasse, die wir in Asmara nicht mehr umtauschen konnten. Beim Zwischenhalt in Sanaa/ Jemen versuchten wir es wieder und mussten feststellen, dass diese Währung außerhalb von Eritrea kam etwas wert ist und wir bekamen an der Wechselstube nur 52 US Dollar. Aber schnell wurde das unser kleinstes Problem. Denn der Weiterflug nach Dschibuti wurde annulliert und wir saßen im Transitbereich des Flughafens fest. Dies haben wir aber auch nur erfahren, da ein weiterer Fluggast ebenfalls nach Dschibuti wollte und eine Unterhaltung der Sicherheitsbeamten aufschnappte. 
 
Wie sich bald herausstellte, war der Leidensgenosse der dschibutische Botschafter von Eritrea (genaugenommen der chef de mission, da es zwischen beiden Ländern keine diplomatischen Beziehungen gibt, folglich auch keine Botschaften). Nach einer halben Ewigkeit wurden wir dann in einen Bus verfrachtet, um in ein Hotel gebracht zu werden. Den Reisepass haben wir da schon längst abgeben müssen und ein Visum hatten wir ja auch nicht. Gegen 3:00 morgens waren wir dann endlich im Hotel, nachdem unser Bus auf der Fahrt lautstark nach und nach das halbe Getriebe verloren hat. Im Hotel mussten wir schlussendlich noch unser Flugticket abgeben, um überhaupt den Hotelschlüssel zu bekommen. 
 
So saßen nun fünf Deutsche in einem Hotel in Jemen ohne Reisepass, ohne gültiges Visum, ohne Gepäck und ohne Flugticket. Die Stadt selber stellte uns auf der Fahrt als müllüberladenes Drecksloch vor, in den letzten Monaten gab es hier immer wieder gewaltsame politische Unruhen und Alkohol gibt es auch keinen zu kaufen! 
 
Dementsprechend mulmig war uns zumute und am nächsten Morgen überlegten wir, wie es hier überhaupt weitergehen sollte. 
 
Anscheinend hatten wir beim Nachtrezeptionisten einen bemitleidenswerten Eindruck hinterlassen und so bot er uns direkt nach seiner Nachtschicht eine vierstündige Stadttour durch Sanaa an. Dankend nahmen wir an, denn auf Hotelzimmerrumhocken hatte keiner von uns Lust und so organisierte er einen Bus und wir starteten gegen halb elf. Mr. Adams, der dschibutische Botschafter schloss sich uns an. So erfuhren wir einiges über die Situation am Horn von Afrika und deren Grenzkonflikte. Wir bekamen von ihm auch bestätigt, dass Reisen nach Somaliland zur Zeit äußerst sicher sind. 
 
Bei bestem Wetter (wir haben uns alle am Ende des Tages zu wahren Rothäutern entwickelt) zeigte uns unser Guide die ganze Stadt. Der Verkehr ist chaotisch, es wird gehupt und gleichzeitig Gas gegeben. Die vorgegebenen Fahrtrichtungen gelten nur bedingt und Ampeln gibt es auch keine. Wobei sich an diese hier auch keiner halten würde. Dass die Autos überhaupt noch fahren, grenzt oft an ein Wunder und es zeigt sich, dass Panzertape universell einsetzbar ist und so manche größere Reparatur überflüssig macht. 
 
Und da Alkohol in diesem Land verboten ist, sucht sich der Mensch naturgemäß auch hier Alternativen, die in diesem Falle irgendwie korankonform sind. Es gibt Blätter, die durch Kauen eine berauschende Wirkung haben, aber dann ja doch irgendwie auch wieder nicht. So ungefähr versuchte es uns unser Guide zumindest zu vermitteln. Es wird hier also kräftig auf diesen Blättern herumgekaut, dabei stopft man sich immer wieder welche nach, aber spuckt sie nicht in gleicher Menge wieder aus und so rennen die Männer mit Backen durch die Gegend, als wären da zwei Golfbälle versteckt. Keine Ahnung, ob die Frauen das auch praktizieren, von diesen war nur der Sehschlitz der Burkas zu erkennen. 
 
Es ist gar nicht alles aufzuzählen, wohin er uns überallhin führte, dazu müsst ihr euch die Bilder ansehen, die noch folgen werden.
Unter anderem waren dies die große Moschee, die Felsensammlung "Whar Dhar" mit dem Schloßfelsen vor den Toren von Sanaa, die alte jüdische Stadt, die Altstadt von Sanaa undundund. Auch hier waren alle Menschen sehr herzlich zu uns und in den Unterhaltungen wurde immer wieder versucht zu vermitteln, dass der Islam eben nicht gleichzusetzen ist mit Dschihad und Bin Laden. Dies waren wirklich beeindruckende Begegnungen für mich. 
 
Mittags wurden wir dann noch mit einem jemenitisches Mittagessen in einer unbeschreiblichen Menge und Qualität verwöhnt und anschließend folgte eine Führung durch die Märkte der Altstadt. Den anstrengenden Tag konnten wir schließlich in einem Teehaus beschließen. Naja fast, denn danach folgte der zweite Teil der Altstadtführung bei Dunkelheit, so dass wir erst gegen 22:00zufrieden und kaputt im Hotel ankamen mit der frohen Kunde, dass unser Flieger am nächsten Tag morgens starten wird. 
 
Manchmal sind die unvorhergesehensten Ereignisse die schönsten. Und dank der Übernachtung, die Yemen Airways dankenswerterweise übernimmt und der Zwangsabstinenz war auch wieder unsere Reisekasse saniert. 
 
Ich bin gespannt, was als nächstes Dschibuti zu bieten hat, aber jetzt will ich nur noch ein kühles Bier und frische Klamotten. Genau in der Reihenfolge! 
 

 

20. März 2014, 07:30 Ortszeit, Rewda Guesthouse, Harar / Äthiopien

Jenseits von Afrika: 03 - Das wahre Afrika
 
Salam,
 
Wir sind Sonntag morgens endlich in Djibouti gelandet und die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit verrät einem schnell, dass wir nun endgültig in Afrika angekommen sind. Der Botschafter brachte uns noch in unser Hotel. Das Hotel ist im Diplomatenviertel gelegen und somit sehr ruhig und sicher.
 
Djibouti selber zeigt sich als Stadt ohne große Höhepunkte. Hier ist die Schere zwischen am und reich zumindest höher als in den bisher besuchten Ländern. Dies zeigt sich auch daran, dass hier extrem gebettelt wird. Allerdings fühlen wir uns auch hier sehr sicher. Das durchqueren hier ist auch bei Dämmerung bedenkenlos möglich.
 
Aber sollte jemand mal selber die Reise nach Djibouti antreten, so empfiehlt es sich, genügend Bargeld mitzunehmen, denn die zahlreichen Geldautomaten sind entweder kaputt oder leer.
 
Für den nächsten Tag hat der Botschafter für uns noch einen Trip zum Lac Assal organisiert. Ein Salzsee auf -150m ü N.N.
 
Der Lac Assal ist der zweittiefste Punkt der Erde und der tiefste Punkt Afrikas. Mit dem

 Jeep ging es über holprigen Straßen. Der See selber ist eingebettet von Vulkangestein. So stelle ich mir den Weg nach Mordor vor, nur dass am Ende lediglich ein Salzsee auf uns wartete und von Orks war auch weit und breit nichts zu sehen.
 
Am Abend gab es dann noch zum Ausklang in der "Association de la Communaute Ethiopienne de Djibouti" St. Georges Bier und ethiopische Küche. Preiswerte Küche und Bier im sonst sehr teuren Dschibuti.
Für den nächsten Tag wird es noch mal spannend. Eine Tagestour ins Somaliland. Es soll in die kleine Hafenstadt Zeila gehen. Immerhin wird sie im lonely planet als Top drei der zu besichtigenden Orte in Somaliland empfohlen.
 
So ging es am nächsten morgen mit einem alten Landrover defender nach Zeila. Und alt heißt wirklich alt. Auf der Rückbank und der blanken Pritsche sitzend traten wir den Weg an, um ein Stück wahres Afrika zu erleben.
 
Somaliland ist ein nicht anerkannter Staat Somalias. So fuhren wir mit dem Defender zur Dschibuti-Somaliländischen Grenze. Und 25km hinter der Grenze befindet sich bereits Zeila. Eine vor jahrhunderten berühmte Hafenstadt mit der ältesten Moschee Afrikas, erbaut zu Lebzeiten Mohammads.
 
Und der Fortschritt eines Landes lässt sich prima am Zustand der Straßen bemessen. In Somaliland gibt es jedoch dummerweise keine Straßen...
 
Die Szenerie an der Grenze und die Fahrt nach Zeila erinnerte stark an den Film "Lord Of War", nur das Nicolas Cage sicherlich komfortabler gereist ist.

Prinzipiell sind die Grenzkontrollen sehr langwierig. Denn Zeit spielt hier keine Rolle und man muss mehrmals erklären, wo im Reisepass nun der Name oder das jeweils gültige Visum steht. Aber wir hatten durchaus Glück, denn wir trafen stets auf freundliche Grenzer und nur einer wollte etwas "Trinkgeld" haben.

Im Defender ging es auf einer blanken Pritsche sitzend quer durch die Prärie. Und unser Fahrer war ein schwarzer Walter Röhrl. Eine atemberaubende Landschaft, wie ich mir das wahre Afrika vorstelle, zeigte sich uns. Allerdings tut mir der Hintern heute noch weh, denn kein Schlagloch wurde auf der Fahrt ausgelassen und da es keine Straßen gibt, gibt es demzufolge auch kein Tempolimit. Die Geschwindigkeit richtet sich nach dem möglichen. Und unser Fahrer setzte das Mögliche sehr hoch an. Vermutlich wirkt das khat kauen (ich schrieb ja bereits darüber, khat sind die Blätter auf die alle hier mit dicken Backen herumkauen, da es berauschende Wirkung hat) für einen selber entschleunigend und man merkt gar nicht, mit welchem Tempo man durch die Prärie rauscht...

http://youtu.be/Psn687Bxo0Y

http://youtu.be/ocGcUvnHlf4

 

Nach einer Stunde Fahrzeit erreichten wir schließlich Zeila. Die Stadt selber mag vor hunderten von Jahren eine bedeutende Hafenstadt gewesen sein, heute sind neben der Moschee nur noch ein paar Wellblechhütten existent, in denen die Einwohner leben. Wie der Lonely Planet empfehlen kann, hier ein paar Tage zu verbringen, erschließt sich mir nicht ganz. Und wenn Zeila als dritter Punkt der "top five of Somaliland" genannt wird, was sind dann Punkt 4 und 5???
 
Nach der Rückkehr in Dschibuti mussten wir erst einmal unsere körperliche Wunden bei St. George Beer und ethiopischer Küche erneut in der "Association de la Communaute Ethiopienne de Djibouti" pflegen.
 
Am nächsten Morgen (es müsste mittlerweile Mittwoch sein) hieß es Abschied nehmen von Dschibuti. es ging weiter nach Äthiopien. Auch wenn wir Dschibuti nun verlassen, so habe ich seit zwei Tagen einen neuen treuen Begleiter: der flotte Otto weicht nicht mehr von meiner Seite!
 
Der Flug führte uns nach Dire Dawa und von dort ging es mit einem Minibus nach Harar. Und Hallelujah! Richtige Straßen!
 
In Harar dürften wir die einzigen Touristen gewesen sein, die Altstadt ist zudem UNESCO Weltkulturerbe, beim Spazieren durch die engen Gassen hatten wir das Gefühl von 1001 Nacht. Harar war über Jahrhunderte eine bedeutende Handelsstadt am Horn von Afrika. Heute verirren sich nur noch wenige Touristen hier hin, was sie dadurch auch authentisch macht. KEINE Souvenirshops oder Hotelanlagen weit und breit.

Stromausfälle sind hier keine Seltenheit, die Einheimischen sind aber gut darauf vorbereitet. Als bei Dämmerung der Strom in der gesamten Stadt ausgefallen ist, wurden die Generatoren flott gemacht und bei benzingeschwängerter Luft brummten die Generatoren vor sich hin, um die Grundversorgung zu sichern. Dennoch tauchte die Stadt in die Dunkelheit ab und es ziehen jeden Abend Hyänen in die Stadt, die laut bellend von den Hunden der Stadt angekündigt werden. Ein Schauspiel, welches sich aus sicherer Entfernung gut beobachten ließ.

Untergebracht waren wir in einem traditionellen Harari Haus und genossen in Harar typischen äthiopischen Kaffee, hier gibt es angeblich auch den besten Äthiopiens. Verdammt lecker war er zumindest.
Allerdings befindet sich derzeit sich auch der erste Starbucks im Bau, somit dürfte auch hier der Untergang des Abendlandes beginnen.
 
Harar selber besitzt sogar eine eigene Brauerei, allerdings ist das Gebräu ein Verbrechen an der Brauzunft...
Die Bierempfehlung für Äthiopien lautet ganz klar "Dashen Beer" und "St. George Beer"!
 
Heute geht es nun zur letzten Station, in die Hauptstadt Äthiopiens Addis Abeba, bevor ein aufregender Urlaub zu Ende geht. Aber jetzt freue ich mich in Addis Abeba erst einmal auf einen Barbier und ein paar Bier.
 
In diesem Sinne
 
Euer Dirk

P.S.: die angegebenen Wochentage können abweichen, ich habe jeglichen Bezug zum Raum-Zeit-Kontinuum verloren...
 

 

07.April 2014, 19:12 Ortszeit, Daheim, Düsseldorf / Deutschland

Jenseits von Afrika: 04 - Die Nachlese
 
Salam,
 
Ich bin Euch ja noch die letzte Station schuldig, daher will ich die letzten Tage meiner Expedition noch kurz zusammenfassen:
 
Am 21. März ging es schließlich zur letzten Etappe in die Hauptstadt von Äthiopien: Addis Abeba: Untergebracht waren wir im ältesten Hotel der Stadt, dem „Taitu Hotel“. Und das Alter konnte man dem Hotel durchaus noch ansehen. Seit Erstbezug wurden die Zimmer zumindest nicht mehr renoviert, aber egal. Nach einem Besuch beim Barbier und dem angekündigten Genuss von ein paar Bier war ich wieder ganz Mensch.
 
Addis Abeba selber bietet keine großen Sehenswürdigkeiten, sondern ist eine typische Großstadt, in der sich alle möglichen Subkulturen versammeln. Und man kann keine zehn Schritte gehen, ohne hilfsbereitete Einheimische zu finden, die einem alles Mögliche zeigen wollen, gegen etwas Trinkgeld natürlich. Und so schnell sie kamen, umso schwieriger war es, sie wieder loszuwerden.
Als erstes „Ausflugsziel“ stand der Besuch des „Mercato“ an. Ein großer Markt, auf dem man alles erwerben kann, was sich essen oder kleiden lässt. Aber leider kein Vergleich zu den orientalischen Gewürz- und Gemüsemärkten unserer Reise zuvor. Aber immerhin wurden wir von einem dieser hilfsbereiteten Einheimischen darauf aufmerksam gemacht, dass auf dem Markt viele Taschendiebe unterwegs sind, die aber dabei nicht zwischen Touristen und Äthiopier unterscheiden. Durchaus beruhigend…
 
Wirklich beeindruckend war jedoch der Besuch des „Red Terror“ Martyrs Memorial Museum. Von 1970-1990 starben ca. 2 Millionen Äthiopier im Kampf für die Freiheit. Gezeigt wurde die Ausstellung von einem Freiheitskämpfer, der in dieser Zeit durch Folter und Qual gehen musste. Mit einem Kloß im Hals verließen wir wieder das Museum. Mit einem Kloß im Hals und Groll. Es zeigt sich doch immer das gleiche Schema bei dem verdammten Kommunismus. Verspricht der Kommunismus die Freiheit, endet es immer in Terror und Unfreiheit. Und wir Deutschen wissen den Preis der Freiheit gar nicht mehr zu schätzen, stattdessen versammeln sich bei uns die Eventdemonstranten, um gegen den Bau eines Bahnhofes zu demonstrieren. Da bringt das Gesehene hier schon ins Grübeln…
 
Der Urlaub wurde beschlossen bei einem Bundesbruder von mir, der derzeit beruflich in Addis Abeba tätig ist. Und so wurde bei äthiopischem Bier und polnischen Würsten über unsere Erlebnisse geredet, gelacht, gegrillt und getrunken. Ein würdiger Abschluss des Urlaubs.
 
Eine Eigenheit in Afrika ist auch, dass man in den Flughäfen das Gepäck ständig durch die Röntgengeräte schieben darf. Egal, ob bei Betreten des Flughafens, bei Betreten des Sicherheitsbereiches, bei Verlassen des Sicherheitsbereiches, bei Verlassen des Flughafens. Dauernd!
 
Und so wurden hier die Sicherheitsbeamte stutzig über die weißen Kügelchen, die ich in meinem Koffer mitgeschleppt habe. Nachdem sie es schon konfiszieren wollten, habe ich kurz daran geleckt und den Beamten ebenfalls angeboten zu probieren. Sie schauten dann doch recht verdutzt, dass die weißen Kügelchen nur nach Salz schmeckten. So durfte ich mein Salz vom Lac Assal wieder einpacken und mitnehmen. Man stelle sich dieses Szenario im Sicherheitsbereich des Münchener Flughafens vor…
 
Alles in allem war es ein aufregender Urlaub. Am meisten überrascht hat mich Eritrea. Man liest so viel Kritisches über dieses Land, aber es hat mich am meisten beeindruckt. Traumhafte Landschaften, herzliche Menschen und unverfälschte Natur. Aber gerade das unverhoffte „Lost in Yemen“ war im Nachgang betrachtet der Höhepunkt der Reise. Und wenn man bedenkt, dass es normalerweise für Touristen derzeit nahezu unmöglich ist, dieses Land zu besuchen, so war es gerade auch deshalb ein spannender Trip (trotz Alkoholverbot…), denen es den Wenigsten vergönnt sein wird, zu erleben.
 
Ich bin gespannt, in welches Land es mich demnächst verschlägt, die Krim soll ja auch ganz schön sein :-)
 
Nur leider habe ich es nicht geschafft, Postkarten zu schreiben, daher bitte im Anhang einfach das Bild ausdrucken, in der Mitte knicken, zusammenkleben und aufhängen.
 
Die Bilder werden noch folgen, ich bin noch am Sortieren…
 
In diesem Sinne bis bald; über diesen Urlaub gibt es noch viel mehr zu erzählen, die ich in mein Reisetagebuch gar nicht unterbringen konnte. Aber seid gewarnt, beim nächsten Treffen werde ich diese ausgiebig erzählen.
 
Euer
Dirk
 

Postkarte_eritrea_2014